Dem Gasversorger steht es auch im Rahmen der Grundversorgung frei, verschiedene, von der Abnahmemenge abhängige Tarife anzubieten, und zwar auch solche, bei denen – wie hier – die Tarifeinstufung automatisch nach dem Prinzip der Bestpreisabrechnung erfolgt[1].

Allerdings steht der Gasversorgerin kein einseitiges Preisänderungsrecht aus § 4 Abs. 1, 2 AVBGasVV und § 5 Abs. 2 GasVV aF zu. Wie der Bundesgerichtshof im Anschluss an die „Schulz und Egbringhoff“, Entscheidung des Gerichtshofs der Europäischen Union vom 23.10.2014[2] entschieden hat, kann die dahingehende bisherige Auslegung der genannten Vorschriften der nationalen Gasversorgungsverordnungen für die Zeit ab 1.07.2004 – dem Ablauf der Umsetzungsfrist der Gas-Richtlinie 2003/55/EG – nicht mehr aufrecht erhalten werden, weil eine solche Auslegung nicht mit den Transparenzanforderungen der genannten Richtlinie vereinbar wäre[3].
Wie der Bundesgerichtshof weiter entschieden hat, ist die durch das von den Vertragsparteien vorausgesetzte, aber nicht bestehende Preisänderungsrecht in dem zwischen ihnen bestehenden Tarifkundenvertrag (Grundversorgungsvertrag) entstandenen Lücke im Wege der gebotenen ergänzenden Vertragsauslegung dahin zu schließen, dass der Grundversorger ihm entstandene (Bezugs)Kostensteigerungen, soweit diese nicht durch Kostensenkungen in anderen Bereichen ausgeglichen werden, an den Tarifkunden weitergeben kann und er verpflichtet ist, bei einer Tarifanpassung Kostensenkungen ebenso zu berücksichtigen wie Kostenerhöhungen, und die wirksame Ausübung dieses Preisänderungsrechts an keine weiteren als an die in den Gasversorgungsverordnungen genannten Voraussetzungen geknüpft ist[4].
Für den Bundesgerichtshof ist auch us Rechtsgründen nicht zu beanstanden, dass nicht jede einzelne Preiserhöhung isoliert betrachtet, sondern auf das Gaswirtschaftsjahr abgestellt hat[5].
BGHZ 178, 362 Rn. 26)). Ebenso bleibt es insoweit bei der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs, dass der erhöhte Preis zum vereinbarten Preis wird, wenn der Kunde eine auf der Grundlage einer Preiserhöhung vorgenommene Jahresabrechnung akzeptiert hat, indem er weiter Gas bezogen hat, ohne die Preiserhöhung in angemessener Zeit gemäß § 315 BGB zu beanstanden[6].
Bundesgerichtshof, Beschluss vom 15. Dezember 2015 – VIII ZR 162/11
- st. Rspr.; BGH, Urteile vom 14.07.2010 – VIII ZR 246/08, BGHZ 186, 180 Rn. 27; vom 11.05.2011 – VIII ZR 42/10, NJW 2011, 2736 Rn. 32 mwN, insoweit in BGHZ 189, 356 nicht abgedruckt; vom 31.07.2013 – VIII ZR 162/09, BGHZ 198, 111 Rn. 34; vom 28.10.2015 – VIII ZR 158/11, aaO Rn. 18, und – VIII ZR 13/12, aaO Rn. 21[↩]
- EuGH, Urteil vom 23.10.2014 – C359/11 und C400/11, NJW 2015, 849 – Schuld und Egbringhoff[↩]
- BGH, Urteile vom 28.10.2015 – VIII ZR 158/11, aaO Rn. 33 ff., und – VIII ZR 13/12, aaO Rn. 35 ff.[↩]
- BGH, Urteile vom 28.10.2015 – VIII ZR 158/11, aaO Rn. 66 ff., 83, und – VIII ZR 13/12, aaO Rn. 68 ff., 85[↩]
- vgl. BGH, Urteile vom 28.10.2015 – VIII ZR 158/11, aaO Rn. 99 ff., und – VIII ZR 13/12, aaO Rn. 101 ff.[↩]
- BGH, Urteil vom 09.02.2011 – VIII ZR 295/09, WM 2011, 1860 Rn. 41 mwN[↩]